Die verborgene Welt unter unseren Füßen
In den Gärten fängt es langsam wieder an zu summen, zu brummen, zu krabbeln und zu wuseln. Die Natur erwacht aus ihrem Winterschlaf und wir freuen uns, wenn die Erde wieder zuleben beginnt. Aber wie oft beschäftigen wir uns tatsächlich aufmerksam mit dem Untergrund, auf dem wir stehen, gehen und der uns nährt?
Gesunde Böden, wie man sie häufig in unseren Tiroler Bauerngärten findet, sind ein Schatz, der oft für
selbstverständlich gehalten wird. Sie sind nicht nur die Basis für unsere Ernährung, sondern auch
ein Schlüssel zur Regulierung unseres Klimas und Ökosystems. Das Leben unter der Erde mag im
Verborgenen stattfinden, doch es ist untrennbar mit dem Leben an der Oberfläche verbunden.
WER KRABBELT UND KRIECHT DENN DA UNTEN?
Verborgen unter der Oberfläche gibt es ein faszinierendes Geflecht aus Lebewesen, Mineralien und organischen Stoffen, die das Fundament allen Lebens auf unserer Erde bilden und einen neuen Horizont eröffnen. Manchmal lohnt es sich deshalb, den Boden der Tatsachen genau unter die Lupe zu nehmen und in diesen Ort einzutauchen. Der wahre Zauber entfaltet sich, wenn wir uns Zeit nehmen, genauer hinzusehen. Sich als Teil dieses tiefgründigen Lebewesens zu verstehen, lohnt sich, denn die
Welt der Pilze, Mineralien und Kleinstlebewesen mit verhexten Namen wie der geweihförmigen oder
fingerartigen Holzkeule (aus der Familie der Pilze), des Flaggelats (einzellige Lebewesen) oder der Doppelfüßler (aus der Familie der Tausendfüßler) ist wirklich sehenswert. All diese Lebewesen bilden das sogenannte EDAPHON, also die Welt der im Boden lebenden Organismen. Es ist gigantisch, denn in einer Handvoll Erde wohnen so viele Lebewesen wie Menschen auf der Erde: also rund 8 Milliarden.
HAST DU LUST IM WOOD-WIDE-WEB ZU SURFEN?
Im Hexenwasser Söll wird das Erdreich 2025 zum Jahresthema. Schicht für Schicht und Horizont um Horizont kann man an den Stationen unter die Oberfläche tauchen und ein wenig Licht in den mystischen Untergrund voller Dunkelheit und Geheimnis bringen. Ein Thema im Keller der Simonalm ist zum Beispiel das WOOD-WIDE-WEB. Nie gehört? Gemeint ist damit das „Internet der Bäume“. Unter dem Waldboden verbirgt sich ein komplexes Netz aus Wurzeln, Pilzfäden und Bakterien, das Bäume miteinander verbindet. Bäume können so über ihre Feinwurzeln Kontakt zu Pilzen aufnehmen, die wie eine Art Glasfasernetz den ganzen Boden durchziehen. Über die dünnen „Leitungen“ des Pilzgeflechts (auch Myzel genannt) findet ein reger Austausch von Wasser und Nährstoffen statt. Die Verbindung zwischen Pilzen und Bäumen ist dabei symbiotisch, beruht also auf gegenseitigem Nutzen. Im Pilzkeller der Simonalm gibt es diesen Sommer die Ausstellung „Einblicke ins Erdreich“ – auch ein kleines Wood-Wide-Web – zu besichtigen.
