Erdäpfelliebe
„Morgens rund,
mittags gestampft,
abends in Scheiben –
dabei soll’s bleiben.“
NICHT IMMER WAR DIE KARTOFFEL BELIEBT
Man sagt, spanische Seefahrer haben im 16. Jahrhundert die ersten Kartoffeln aus Südamerika mit nach Europa gebracht. Auf See schätzten sie die
Knollen, weil sie sich gut lagern ließen und Skorbut, eine gefürchtete Vitaminmangelkrankheit, verhinderten. Auf dem Festland stießen die Erdäpfel allerdings
zunächst auf Ablehnung. Das hatte verschiedene Gründe: Einer davon war, dass die Kartoffel ein Nachtschattengewächs ist (lat. Solanum tuberosum). Damit ist sie mit der Tomate verwandt: andere Mitglieder dieser Familie sind unter anderem das Bilsenkraut,
die Tollkirsche, der Stechapfel und die Alraune. Sie galten wegen ihrer – je nach Dosierung – berauschenden oder tödlich giftigen Wirkung als „Hexenpflanzen“. Der „Bannfluch“ als
Verwandte traf somit auch die Kartoffel. Bei den meisten damals bekannten Pflanzen gingen die essbaren Früchte aus den Blüten hervor. Auch die Kartoffel trägt bekanntermaßen oberirdische kirschgroße Früchte, doch deren Verspeisen ruft Bauchschmerzen, Schweißausbrüche und
Atemnot hervor. Eine unterirdische, braune Knolle, die man vor dem Verzehr auch noch kochen musste, galt damals erst recht als dubios. Heute ist die Kartoffel nicht mehr von unserem Speiseplan wegzudenken. Die Kinder lieben sie vor allem in Form von Pommes Frites oder Knabbergebäck wie Chips. Die Bäuerinnen verwenden Kartoffeln als Grundlage für so manches traditionelle Tiroler Gericht wie zum Beispiel die „Daumnidei“.
Erdäpfelpaunzen oder Daumennidei
DAS BRAUCHST DU
• 750 g gekochte Erdäpfel (Kartoffel)
• 250 g Mehl
• 1 Ei
• Salz, Pfeffer und eine
Prise Muskatnuss
• etwas Butter zum Anbraten
SO WIRD’S GEMACHT
Drücke die gekochten und geschälten
Erdäpfel durch eine Kartoff elpresse
und knete im Anschluss alle Zutaten
zu einem Teig. Daraus formst du daumendicke
(daher „Daumnidei“) Rollen,
die du in 2 -3 cm lange Stücke zerteilst.
Wende sie in Mehl, damit sie nicht
aneinanderkleben.
Nun erhitzt du in einer großen Pfanne
die Butter und brätst die Paunzen auf
allen Seiten braun. Dabei ist wichtig,
dass die Teiglinge nicht übereinander
liegen. Die fertigen Paunzen werden
mit Sauerkraut gegessen, schmecken
aber auch mit Apfelmus und allen
Arten von Kompott hervorragend.
Denke nur: auch die Kartoffel
ist ein Kind der Erdenmutter
und – erlaub mir, alter
Stoffel, – schmackhaft
namentlich mit Butter.
Friedrich Theodor von Vischer
