hexenBettklein – Hexenwasser

16. Jahrhundert "Die Sage von der Juffinger- und der Saukogel-Hex"

Im 16. Jahrhundert lebten zwei Schwestern, fleißige Bäurinnen hier oben auf dem Berg.
Jede war allein für sich auf ihrem Hof. Die eine auf dem Saukogel an der Hohen Salve und die andere auf dem Juffinger am Paisselberg. Beide Höfe sind auf 1.200 m Höhe gelegen und 3 km Luftlinie voneinander entfernt.

Es lag eine eigentümliche Besonderheit über den beiden Frauen. Sie waren außerordentlich kundig, kannten jedes Kraut, dessen Wirksamkeit zur Heilung von Wunden. Lebensmittel für Schwache, Kranke und zur Pflege von Seelenleid. Sowohl für Menschen als auch fürs Vieh. Sie sammelten Wurzeln, Blätter, Blüten und Früchte, Pilze, Hölzer und Steine. Sie wussten um alle Quellen oben auf dem Berg und deren Heilkraft. Von Jahr zu Jahr wurden sie bekannter, weit übers Land hinaus wurden ihr Rat und ihre Hilfe berühmt. Ob seltsamer Ereignisse und ihrer ungewöhnlichen Lebensweisen handelten sich die beiden Schwestern den Ruf der Zauberei und Hexerei ein. Sie hatten Salben und Pillen, die Schmerzen und Leiden linderten, und Rauchzeug, das in einen tiefen Schlaf und Traum versetzte.

Sie konnten aus Wolkenbildern das kommende Wetter auslesen und aus dem Pflanzenwuchs die Fruchtbarkeit der Böden bemessen. In Haus und Garten wirkten sie im Einklang mit den Mondphasen. Deshalb werden die Hexen auch immer mit einer Mondsichel abgebildet. Vor ihrem Haus hatten sie einen großen, glatten Stein. Wenn sie einen Wunsch oder eine Bitte hatten, schrieben sie’s mit ihrem (Hexen)Besen und Wasser auf die Steinplatte. Wenn die Schriftzeichen verschwanden, in den Himmel verdunsteten und aufstiegen, erfüllte sich der Wunsch. Wenn alles sichtbar blieb, nicht.

Einmal fehlte der einen ein Kochbesen, so schickte ihr die andere ihren Besen übers Tal auf den Berg. Der Kochbesen flog durch ihren Kamin in die Luft und über den Kamin der Schwester in die Küche. Die Schwestern machten ihre Späße und tanzten mit ihren Kehrbesen mit dem Wind wild in der Luft. Der Einfluss der beiden Schwestern wurde argwöhnisch beobachtet.

Gegen die Saukogel-Hexe wurde dann eine furchtbare Anklage erhoben: Sie habe mit ihrem Treiben ein schreckliches Hagelgewitter ausgelöst, das fast das gesamte Söllandl vernichtet hatte. Zwei Schörgen (Handlanger der Obrigkeit) aus Kufstein kamen um die Juffinger Hexe abzuführen.

Vor den Augen der beiden Männer verzauberte sie sich in einen dreibeinigen Fußschemel. Die Schörgen nahmen kurzerhand den Schemel als Anklagebeweis mit. Mitten im Gerichtssaal zu Kufstein wurde der Dreibeinige vor den Augen vieler Schaulustiger verbrannt. 300 Jahre später sprudelte Hexenwasser aus vielen Quellen, von der Hohen Salve über Hochsöll hinunter
ins Tal. Das verdanken wir den beiden Frauen und ihrem Hexenwerk.

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